Sinti und Roma – Ein Blick auf die gelebte Gegenwart und den täglichen Antiziganismus

25.08.2022 | 19:30

Liebe Freund:innen des Hauses, liebe Kolleg:innen, liebe Kooperationspartner:innen und liebe Kulturinteressierte,

wir freuen uns, Sie/Euch zu einer interessanten und hochkarätig besetzten Veranstaltung im Rahmen der Lichtenhagen ´92 Gedenkwoche zu uns ins JAZ einladen zu dürfen!

Am 25.08.2022 begrüßen wir bei uns als Gäste auf der Bühne Dotschy Reinhardt (Musikerin, Menschenrechtsaktivistin, Autorin) und Radoslav Ganev (Politologe, Konflikmanager, Gründer von Romanity). Merle Stöver (Aktivistin, Bloggerin, Antisemitismus- und Antiziganismusforscherin) wird als Moderatorin durch den Abend führen.

Themenschwerpunkt des Panels wird eine Gegenwartsbetrachtung der Lebensrealitäten von Roma und Sinti in Deutschland sein, ebenfalls wird ein Schlaglicht auf den täglichen und doch meist unbekannten Antiziganismus geworfen.

Nach dem Panel wird der Raum für Fragen und Diskussionen geöffnet.

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Dotschy Reinhardt, 1975 in Ravensburg geboren, entstammt der Familie des berühmten Jazz-Gitarristen Django Reinhardt. Früh hat sie angefangen eigene Fußstampfen in der Musikszene zu hinterlassen und bespielt mittlerweile europaweit die großen Bühnen. Neben ihrer erfolgreichen Musikkarriere widmet sich Dotschy Reinhardt als Menschenrechtsaktivistin dem Kampf gegen Antiziganismus, arbeitet als Bildungsreferentin im Dokumentationszentrum Deutscher Sinti und Roma, ist Vorsitzende des Landesrates der Sinti-Roma Berlin-Brandenburg sowie aktives Gründungsmitglied des Netzwerkes Sinti-Roma-Kirchen. Als Buchautorin schrieb sie bisher zwei Bücher. Eines über ihre Familiengeschichte – Gypsy: Die Geschichte einer großen Sinti-Familie – und ein weiteres über Antiziganismus in der Popkultur – Everybody´s Gypsy: Popkultur zwischen Ausgrenzung und Respekt.

„Wir möchten eine Versachlichung und Deethnisierung des bisherigen Diskurses, eine konstruktive und differenzierte Auseinandersetzung mit Entscheidungsträgern und mit der Gesellschaft. Wir wollen die Vorteile und den Mehrwert eines gedeihlichen Zusammenlebens mit gleichberechtigtem Dialog zwischen Minderheit und Mehrheit herausstreichen. Menschen mit Romno-Hintergrund sind oft heimatverbunden und haben in ihren angestammten Ländern wesentlich zur gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung beigetragen. Es gibt eine starke, meist unsichtbare Mittelschicht. Wir haben Wissenschaftler, Anwälte, Journalisten, Kaufleute, Künstler und Polizisten in unseren Reihen. Trotzdem werden sie von der Mehrheitsgesellschaft oft nicht als gleichberechtigte Bürger wahrgenommen – vor allem dann nicht, wenn sie sich zu ihrer Herkunft bekennen.“

–       Dotschy Reinhardt

Radoslav Ganev, 1986 im bulgarischen Kyustendil geborgen, emigrierte 1995 mit seiner Mutter und seinem Bruder nach Deutschland. Im Zuge seines Politikwissenschafts- und Geschichtsstudiums in Bamberg, gründete er den Studierendenverband der Sinti und Roma in Deutschland und fungiert noch heute als dessen zweiter Vorstand. Mittlerweile arbeitet Radoslav Ganev als studierter Politologe, Konfliktmanager mit den Schwerpunkten: Repräsentation ethnischer Minderheiten und Partizipation, Gründer von Romanity, Geschäftsführer des Lichterkette e.V. in München, Mitglied bei Bündnis90/Die Grünen in München und dort Beisitzer im Vorstand sowie Beauftragter für Migration

Bei Sinti und Roma aus Deutschland ist es häufig noch so, dass sie als erste in ihrer Familie studieren. Das liegt daran, dass die geistige Elite im Holocaust vernichtet wurde. Und Sinti und Roma, die überlebt haben, wurden lange weiter diskriminiert – vor allem auch in Schulen.

–       Radoslav Ganev

Merle Stöver begann ihren Weg als Aktivistin und Bloggerin bereits mit 17 Jahren. Ihr Hauptaugenmerk liegt dabei auf Feminismus, Antisemitismus und Antiziganismus. Bekannt geworden ist sie für ihre harte und bedingungslose Linie bezüglich Antisemitismus (in feministischen Debatten und Diskursen). Derzeit ist sie Lehrbeauftrage an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin und forscht zu Antisemitismus, Antiziganismus und Geschlechterverhältnissen, arbeitet nebenher als Sozialarbeiterin und ist mit ihrem Vortrag Der Antiziganismus der „sauberen Deutschen“ in der ganzen Republik unterwegs. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin ist Merle Stöver an die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas angebunden und arbeitet dort am Ausstellungsprojekt „Als Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ verfolgte Menschen im NS.

„Den Ausschreitungen gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter war eine monatelange antiziganistische Hetze gegen Asylbewerber*innen vorausgegangen“

–       Merle Stöver

Wir würden uns sehr freuen, Sie/Euch am Abend des 25.08.2022 bei uns im Haus als Gäste begrüßen zu dürfen!

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